Trotz der Fortschritte, die in den letzten Jahren bei der Gleichstellung am Arbeitsplatz erreicht wurden, fühlen sich Frauen in der Wirtschaft immer noch stark unterrepräsentiert und unterbezahlt.
Jede fünfte gewerbestätige Frau ist der Ansicht, dass sie bei vergleichbarem Dienstalter schlechter bezahlt wird als ihre männlichen Kollegen. Was die Statistiken über weibliches Unternehmertum betrifft, so zeigen Studien, dass Männer nahezu doppelt so häufig Unternehmer werden als Frauen. Es kann noch viel mehr getan werden, um von Frauen geführte Unternehmen und Frauen in Führungspositionen zu unterstützen.
Deutschland liegt in Bezug auf die erschwerende Komplexität der Unternehmensgründung auf Platz 24 der EU-Länder, dennoch scheint es immer noch eine große geschlechtsspezifische Diskrepanz bei den Start-ups im Land zu geben.
Geschlechtsspezifische Diskrepanzen im Unternehmerbereich
Zwischen 2014 und 2018 stellte die OECD fest, dass 2,9 % der Frauen in der EU aktiv an der Gründung eines Unternehmens arbeiteten – im Vergleich zu 5,3 % der Männer. Diese Diskrepanz kann auf eine Vielzahl von Faktoren zurückgeführt werden, unter anderem auf ungünstige soziale Strukturen und größere finanzielle Barrieren. So ist die Wahrscheinlichkeit, dass Unternehmerinnen eine Bankfinanzierung in Anspruch nehmen nur 75 % so hoch wie bei Männern.
Gegenwärtig hat Deutschland einen der am stärksten von Männern dominierten Unternehmenssektoren in Europa, wobei 6,1 von 100 Arbeitgebern männlich und nur 2,4 weiblich sind.
Wie schneidet Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ab?
Spanien
- Männliche Arbeitgeber: 6,6
- Weibliche Arbeitgeber: 3,4
Portugal
- Männliche Arbeitgeber: 6,5
- Weibliche Arbeitgeber: 3
Österreich
- Männliche Arbeitgeber: 6,4
- Weibliche Arbeitgeber: 2,7
Deutschland
- Männliche Arbeitgeber: 6,1
- Weibliche Arbeitgeber: 2,4
Unternehmen von Frauen zeigen ein geringeres Wachstum
Unternehmerinnen bringen oftmals auch geringere Wachstumsambitionen mit. Nur 5 % der Frauen in der EU geben an, dass sie vorhaben, in den nächsten fünf Jahren mindestens 19 Arbeitsplätze zu schaffen, verglichen mit mehr als doppelt so vielen (12,3 %) ihrer männlichen Kollegen.
Frauen in Deutschland (und zahlreichen anderen entwickelten Industrienationen wie Australien, Schweden und Japan) sind seltener als Männer bereit, Geld für eine Unternehmensgründung zu leihen oder zu sparen. Frauen in weniger entwickelten und weniger wohlhabenden Ländern hingegen tun dies mit größerer Wahrscheinlichkeit.
Weibliches Unternehmertum weltweit
Der Mastercard Index of Women Entrepreneurs (MIWE) 2019 untersuchte die Fortschritte von Unternehmerinnen in 58 Ländern. Dabei zeigte sich, dass Uganda, Ghana und Botswana den weltweit höchsten Prozentsatz an Unternehmerinnen aufweisen, knapp gefolgt von den Vereinigten Staaten und Neuseeland.
Obwohl die afrikanischen Unternehmen in einer niedrigeren Einkommensklasse als jene in den USA und Neuseeland angesiedelt sind, ist es interessant festzustellen, dass Afrika bei der Verringerung der Geschlechterdisparität eine Vorreiterrolle einnimmt. Auf den Märkten Angolas und Malawis schließt sich die Kluft, und laut MIWE sind in Nigeria heute nahezu 4 von 10 Frauen im erwerbsfähigen Alter in der Frühphase unternehmerisch tätig.
Auch Nigerias Frauen dringen in Bereiche vor, die von Männern dominiert sind. Von den 58 untersuchten Märkten weist das Land den zweithöchsten Anteil von Frauen in spezialberuflichen, technischen Funktionen auf.
Insgesamt hat Mexiko im vergangenen Jahr mit -36,5 % den deutlichsten Rückgang der unternehmerischen Tätigkeit von Frauen zu verzeichnen. Frankreich erlebte mit einem beeindruckenden Anstieg von 73,5 % den größten Aufschwung weiblicher Unternehmertätigkeit. Taiwan, Indonesien und Japan verzeichneten mit Zuwächsen von 53,1 %, 44,3 % beziehungsweise 38,6 % ebenfalls ein starkes Wachstum des weiblichen Unternehmertums.
Deutschland gehörte zu den Volkswirtschaften, deren MIWE-Gesamtergebnis im untersuchten Zeitraum um 3,2 Prozent zurückging.
Die Geschlechterlücke im Unternehmertum schließen
Während die Mehrheit der deutschen Gesellschaft Haushalts- und Familientätigkeiten nach wie vor Frauen zuschreibt und die Steuerpolitik Haushalte mit nur einem Einkommensbezieher begünstigt, gab es in den letzten Jahren einige Fortschritte, die das Unternehmertum für Frauen zugänglicher und attraktiver gestalten.
Die Familienpolitik in Deutschland ist weit fortgeschritten, einschließlich Elternbeihilfen, öffentlicher Kinderbetreuungsdienste und steuerlicher Abzüge für Kinderbetreuung. Darüber hinaus konzentrieren sich verschiedene sektorale und staatliche Organisationen und Projekte darauf, Frauen dabei zu helfen, höhere Positionen in der Wirtschaft zu erreichen.
Auch die verschiedenen EU-Länder setzen sich dafür ein, mehr Frauen, Jugendliche und Immigranten bei ihrem unternehmerischen Handeln zu unterstützen.
Am modernen Arbeitsplatz vollzieht sich ein deutlicher Wandel hin zu mehr Flexibilität, wobei die Remote-Arbeit und das agile Arbeiten zum Alltag geworden sind. Immer mehr Unternehmen wenden sich auch Initiativen zu, die Männer bei diesem Unterfangen miteinbeziehen, wie z. B. in Form von gemeinsamem Erziehungsurlaub. Dadurch können mehr Frauen ihre beruflichen und familiären Pflichten besser miteinander vereinbaren. Es gibt viele weitere Möglichkeiten, den Weg zu einer größeren Geschlechtergleichheit unter den Unternehmern zu ebnen und Frauen in der Wirtschaft zu unterstützen.
Einige davon sind:
- Erhöhung der für Unternehmerinnen bestimmten Mittel;
- Mehr Unterstützung für Familien durch familienfreundliche Arbeitsplätze und Kinderbetreuungseinrichtungen vor Ort;
- Verbesserung des Zugangs von Frauen zu beruflichen Netzwerken und MentorInnen;
- Höheres Angebot an unternehmerisch orientierten Kursen in Schulen und Hochschulen.
Quellen:
https://info.lightspeedresearch.com/inclusion-index-flyer?utm_campaign=Inclusion%20Index&utm_source=website
https://www.oecd.org/regional/leed/2019-ME-Policy-Highlights.pdf
https://www.oecd.org/employment/leed/Rapid-policy-assessment-Germany-final.pdf
https://newsroom.mastercard.com/wp-content/uploads/2019/11/Mastercard-Index-of-Women-Entrepreneurs-2019.pdf
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